Wir freuen uns bekanntzugeben, dass die erste Publikation aus dem DELTA-Projekt erschienen ist. In dieser werden einige Überlegungen aufgegriffen, worin das Spezifische und Relevante bei einem anthropologischen Ansatz zum Leben in Flussdeltas bestehen sollte.
Der Artikel, der im Juni 2017 in der Zeitschrift Human Ecology veröffentlicht wurde, skizziert vier Dimensionen für das Erforschen des menschlichen Lebens in großen Flussdeltas, mit einem Fokus auf die jeweiligen amphibischen Zwangslagen dieser Existenzen. Diese Dimensionen spiegeln die spezielle Umwelt von Flussdeltas wieder, die durch ständige Transformationen von nassen- und trockenen Orten, Laufbahnen, Praktiken und Beziehungen charakterisiert ist.
In dieser Veröffentlichung weisen wir darauf hin, dass eine Anthropologie vom Leben im Delta, die auf Volatilitäten von hydrologischen Bewegungen und sozialen Beziehungen gründet, zum einen dabei helfen kann, die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten, mit denen Delta-Bewohner weltweit konfrontiert sind, zu identifizieren. Andererseits erlaubt dieser Fokus eine empirisch fundierte Neubewertung der jüngsten Kritik an der Sozialtheorie als zu starr und statisch.
Im Artikel werden vier Dimensionen einer amphibischen Anthropologie des Lebens im Delta vorgeschlagen.
- Ein Verständnis der hydrosozialen Beziehungen. Diese umfassen Beziehungen zwischen Menschen, die ebenso viel mit Sozialität im klassischen Sinne zu tun haben, als auch mit Bewegungen des Wassers im materiellen Sinne;
- Ein Fokus auf Volatilität und Kreativität;
- Die Aufmerksamkeit auf sich verschiebende Angebotscharaktere von trockenen und nassen Umwelten und solchen, die dazwischen liegen;
- Eine Untersuchung der Rhythmen, durch die sich soziales und ökologisches Leben verändert und entwickelt.
Das Ausgestalten dieses Forschungsbereiches kann auf einer Reihe von anthropologischen, historischen und geographischen Arbeiten aufbauen, die sich auf das Leben in Überschwemmungs-, Feucht-, und Sumpfgebieten, an Flüssen und Küsten gesetzt haben. In dem Artikel werden einige dieser Beiträge überdacht und es wird argumentiert, dass durch solch einen Blickwinkel, die Anthropologie von Deltas als ein Feld, in dem hydrosoziale Beziehungen und das Verständnis ihrer volatilen Rhythmen, den Kern des Anliegens bilden, nicht als gelegentliche Abweichungen von einem konstanten Status quo wahrgenommen werden sollten, sondern als alltägliche Prozesse.
Der Artikel entstand aus einem Beitrag, der im Rahmen einer Vorlesungsreihe Wie blau ist das Meer. Kulturen der See. an der Universität Bremen vorgestellt wurde. Ohne die freundliche Einladung zur Teilnahme an der Veranstaltung und das produktive Feedback nach der Präsentation, hätte dieser Artikel vermutlich nicht in der gleichen Art und Weise geschrieben werden können.
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