Delta Methoden:
Überlegungen zur Erforschung hydrosozialer Lebenswelten
herausgegeben von Franz Krause
Der Sammelband wurde in der Open Access-Reihe der Kölner Arbeitspapiere zur Ethnologie (KAE) veröffentlicht und kann hier direkt vom Online-Archiv der Universität zu Köln heruntergeladen werden.
Die zwei wesentlichen Fragen, die dieses Arbeitspapier behandelt, sind:
1. Welche ethnographischen Instrumente können dazu dienen, die Welten der Menschen, die an Flussufern, Küsten und in Deltas wohnen, zu verstehen und zu erfassen? Und
2. Was ist das Spezielle an fluvialen, Küsten- und deltaischen Lebenswelten, sodass diese Gebiete spezifische Feldforschungsmethoden benötigen?
Bei der Behandlung dieser Fragen, werden Beiträge von acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammengetragen, deren empirische Arbeit in wasserreichen Umgebungen angesiedelt ist, die wiederum durch sozial und ökologisch ungewisse Transformationen gekennzeichnet sind und die wir als ‚hydrosoziale’ Beziehungen beschreiben. Der Begriff ‚hydrosozial’ weist auf die Erkenntnis hin, dass soziale und hydrologische Beziehungen häufig eng miteinander korrespondieren, da Wasserströme möglicherweise politische und wirtschaftliche Macht widerspiegeln und menschliche Subjektivität durch die Qualitäten, Mengen und Zeitabläufe des Wassers geformt werden kann. Durch die Erörterung vergangener und aktueller Forschungsvorhaben, Herausforderungen und Lösungsansätze, werden in den Beiträgen einige Erfahrungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Erforschung hydrosozialer Lebenswelten ausgetauscht.
Drei Querschnittsthemen können identifiziert werden:
1. Die fraktale Geographie von Wasserläufen und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern erfordert einen multiskalaren Forschungsansatz, der die feinkörnige ethnographische Feldforschung mit räumlichen und zeitlichem Herauszoomen ergänzt.
2. Um das lokale hydrosoziale Leben zu verstehen, müssen wir den sozialen und materiellen Strömen, die sich in diese Orte hinein und aus ihnen heraus bewegen, einschließlich Gewässern, Ideen, Sedimenten, Praktiken, Menschen und Fischen, besondere Aufmerksamkeit widmen.
3. Sich mit unseren Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern mitbewegen – z.B. auf Spaziergängen oder Bootsfahrten – ist unerlässlich, um Dinge zu erfahren, die nicht Teil von Gesprächen im Sitzen sind, um etwas über eingebettete Praktiken zu lernen, und um die Flexibilität zu verstehen, die das Leben in volatilen hydrosozialen Kontexten oft erstmals ermöglicht.
Open-Access Buch: vollständiger Text hier verfügbar
Kölner Arbeitspapiere zur Ethnologie, Band 7, 2018
Institut für Ethnologie, Universität zu Köln