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Auf dem Land und im Wasser: Verbindungen und Trennungen im Mackenzie Delta

Dieses Projekt untersucht Praktiken und Diskurse um Volatilität, Kontinuität und Kreativität im multiethnischen Mackenzie Delta im Nordwesten Kanadas. Es dokumentiert die derzeitigen hydrosozialen Beziehungen der Bewohner des Deltas und verortet den Umgang mit unstetigem Wasser im zirkumpolaren Norden im Kontext von Klima-, Wirtschafts- und Wohlergehensdynamiken. Das Projekt zielt darauf ab, jenseits der gängigen Annahmen über Adaption und Resilienz, entscheidende Erkenntnisse zu heutigen Herausforderungen und Veränderungen zu generieren. Diese Erkenntnisse sollen durch das Erforschen von Bedeutungen und Implikationen von hydrosozialen Dynamiken wie Überschwemmungen, Gefrieren und Tauen des Wassers, Trinkwasserversorgung, Sedimentation und Wasserverschmutzung gewonnen werden. Im Fokus der Forschung steht traditionelle Landnutzung neben neueren Einkommensquellen, wie z.B. in Bezug auf die Erdgasförderung im Delta und den Vorhaben quer durch das Gebiet Pipelines zu ziehen. Diese Aktivitäten, mit ihren Implikationen sowohl für wirtschaftliche Entwicklung als auch für ein erhöhtes Verschmutzungsrisiko, führen zu fortwährenden Sorgen und Konflikten unter den Delta-Bewohnern. 

Insbesondere seit der Ära des Pelzhandels im frühen 20. Jahrhundert bewohnen zwei indigene Gruppen, die Inuvialuit und die Gwich’in, das Delta. Die Jagd nach Pelztieren – Biber, Bisamratten, Marder, Luchse, etc. – und die Interaktion mit den Handelsposten in und um das Delta sicherzustellen, brachten die Menschen von den benachbarten Gebieten entlang der Küste und des Inlands dorthin. Seit jeher existieren sowohl freundschaftlicher Austausch sowie Konflikte zwischen den beiden Gruppen. Gegen Ende des Jahrhunderts haben diese Gruppen ihre Landansprüche durch Abkommen mit der kanadischen Regierung erfolgreich institutionalisiert. Heute verläuft eine gerade Grenze quer durch das Delta, welche die jeweiligen traditionellen Siedlungsgebiete der beiden Gruppen trennt.

Die Mitglieder beider Gruppen betonen die Wichtigkeit des Landes und dessen Nutzung, insbesondere für ihre Identitätsbildung und –auslebung als indigenes Volk sowie zur Wahrung ihres körperlichen und seelischen Wohlbefindens. Das Leben auf und vom Land im Mackenzie Delta schließt neben Land im engeren Sinne auch zentral Wasser mit ein. Frühere Studien über beide Gruppen haben allerdings dazu geneigt, entweder ‚Land‘ wörtlich zu nehmen und somit den Fokus auf terrestrische Aktivitäten und Beziehungen (z.B. Jagen oder Beerensammeln) zu legen, oder sie untersuchten das Leben in direkter Beziehung zum Wasser der Beaufortsee, wie z.B. zum Walfang und der Rolle von Meereis. Das Delta selbst - als ein undefinierbares Gebiet zwischen Wasser und Land - wurde in solchen Forschungen häufig vernachlässigt, trotz des umfangreichen lokalen Wissens über, der nahen Beziehung der Menschen zu, sowie der breiten Nutzung von diesem Umfeld für Transport (Boote im Sommer, Eisbrücken im Winter) und als Existenzgrundlage, v.a. in Fischerei und im Fallenstellen.

Das Projekt soll daher den Umgang der Gwich’in, Inuvialuit und anderer Bewohner des Deltas mit dessen ökonomischen, klimatischen, sozialen und hydrologischen Unstetigkeiten verfolgen und erforschen, wie sie ihre verschiedenen Fähigkeiten, von traditionellem Wissen über politische Schlagkraft bis hin zu neuartigen wirtschaftlichen Möglichkeiten kreativ anwenden, um ein menschenwürdiges Leben im Mackenzie Delta führen zu können. Das Projekt wird besondere Aufmerksamkeit auf die Frage legen, wie sich diese Aushandlungen und die Kreativität der Menschen auf die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten des Deltas beziehen und inwiefern hydrosoziale Transformationen die Menschen und Orte im Delta und darüber hinaus verbinden und trennen.

Dieses Teilprojekt wird von Franz Krause geleitet.

 

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